Bericht
Mitte Februar reiste das Einsatzteam, bestehend aus zwei erfahrenen Zahnärzt*innen, einer frisch approbierten Zahnärztin und fünf Zahnmedizinstudent*innen, aus verschiedenen deutschen Städten nach Antananarivo. Nach einer Übernachtung im FlyInn Hotel ging es am nächsten Tag in das familiengeführte Grace House, in der Nähe unserer Einsatzstelle Soltec. Dort wurden wir herzlich von Dina begrüßt und den Dolmetschern vorgestellt. Anschließend wurde uns ein leckeres Mittagessen serviert, wie an den folgenden zehn Tagen, sofern man nicht gerade an Magen-Darm-Problemen litt. ;)
Am ersten Tag haben wir in den Räumlichkeiten von Soltec einen Bibliotheksraum zur „Zahnstation“ umfunktioniert. Dazu wurden Tische als Behandlungs- und Materialablageflächen eingerichtet. Die Station umfasste vier Behandlungstische für
Extraktionen und einen für zahnerhaltende Maßnahmen. Der Aufbau der Station, das Auspacken der Materialkoffer sowie die Sterilisation der Instrumente mittels Drucktopf nahmen den Großteil des Tages in Anspruch. Am nächsten Morgen startete ein Teil des Teams und extrahierte die ersten Zähne, während der andere Teil noch Drucktöpfe und weitere Materialien in der Hauptstadt besorgte und am Flughafen die Gepäckstücke abholte, die am Tag zuvor leider nicht mit nach Tana gelangt waren. Nachmittags war das Team komplett, gut ausgestattet und voller Motivation. An jedem Tisch wurde im Zweierteam gearbeitet, die Studierenden kümmerten sich zusätzlich um die Instrumentenaufbereitung. Schnell hatten wir uns als Team
eingespielt.
Eines der Highlights war die Herstellung von Interimsprothesen für Frontzähne durch eine Studentin mit zahntechnischer Ausbildung, die entsprechendes Equipment aus Deutschland mitgebracht hatte und sich im improvisierten zahntechnischen Labor um die Arbeiten kümmerte. Unter oft herausfordernden Bedingungen, wie der Sprachbarriere, Stromausfällen, Magen-Darm-Erkrankungen im Team und starken Regenfällen, leisteten wir in den zehn Tagen umfangreiche Behandlungen. Der Schwerpunkt lag dabei deutlich auf Extraktionen, da es aufgrund fortgeschrittener kariöser Zerstörungen und begrenzter präventiver Versorgung kaum andere Optionen gab. In einigen Fällen konnten wir allerdings auch konservierende Maßnahmen durchführen und somit auch viele Zähne erhalten.
Um auch das Land, die Menschen und die Kultur besser kennenzulernen, unternahmen wir am Wochenende Ausflüge. Wir erkundeten die Hauptstadt, schlenderten durch den großen, überfüllten Markt, besuchten ein Fotomuseum sowie das stilvolle Café de la Gare am ehemaligen Hauptbahnhof. Neben all den schönen Eindrücken begegneten wir aber auch der extremen Armut in der Hauptstadt: kleine Slumgebiete, teils direkt neben prächtigen Stadtvillen und bettelnde Kinder, die uns durch die Straßen folgten. Im Grace House freundeten wir uns mit den beiden Söhnen der Besitzer*innen an. Ein gemeinsamer Clubbesuch, Paddle-Tennis und abendliche UNO-Runden boten einen Ausgleich zum Arbeitsalltag. Das Abendessen im Grace House war immer sehr lecker und ein nahegelegener Supermarkt versorgte uns mit Snacks und Getränken. Nach zwei Wochen verließen uns dann zwei Zahnärztinnen, eine davon schloss sich der Einsatzgruppe im Süden an, die sich am Abbautag in Soltec vorstellten. Am Abend gab es noch ein gemeinsames Pizzaessen und am nächsten Tag verabschiedeten wir uns am FlyInn Hotel, dort, wo alles begann.
Anfang März erweiterte sich das Team dann erneut um zwei Zahnärzt*innen und zwei Zahnarzthelferinnen. Nach der Beschaffung noch fehlender Materialien und einem stornierten Flug kamen die Nachzügler dann auch gut in der Hauptstadt an. Nach einem gemeinsamen Ausflug in den Nationalpark Andasibe erfolgte der Wechsel in die neue Unterkunft „La Maison du Pyla“. Dort wurden wir herzlich von unserer Gastmutter Fanja empfangen. Die Dachterrasse der Unterkunft, mit Blick über Antananarivo, war dabei ein kleines Highlight für sich.
Dann startete der zweite Teil des Einsatzes in Manda. Das Aufstehen und der Weg zur Arbeit fiel uns allen leicht, da man jeden Morgen von lachenden Kindergesichtern erwartet wurde. Ausgestattet war der kleine Behandlungsraum mit Holztischen und zwei Behandlungsliegen, der Ventilator war unser bester Freund! Und war bei einem von uns Mal eine Pause nötig, wurde man voller Freude von den Kindern zum Spielen auf dem Hof erwartet. Morgens ging es los mit einem gemeinsamen Zähneputzen mit den Kindern, sowie einer Aufklärung über die Wichtigkeit der Mundhygiene und die Grundlagen des Zähneputzens. Mit großer Freude wurden die vielen Zahnbürsten und Zahnpasten, die wir mitgebracht hatten, entgegengenommen. Danach ging es weiter mit Füllungen, vielen Extraktionen und vereinzelt Osteotomien. Dank der Unterstützung durch die Dolmetscher*innen und zwei deutsche Praktikantinnen von Manda lernten wir einige madagassische Wörter und konnten so ein paar Basics während der Behandlung kommunizieren, was sehr geschätzt wurde und das Vertrauen der Patient*innen deutlich stärkte.
Nach einem langen Arbeitstag freuten wir uns immer auf das La Maison du Pyla, denn Fanja bekochte uns jeden Tag wie in einem Restaurant. Von täglich mehreren Gängen und viel Abwechslung in der Speisekarte waren wir alle sehr begeistert. In unserer Umgebung befanden sich auch mehrere Sehenswürdigkeiten, die wir in unserer Freizeit besuchten. Mit dem öffentlichen Bus oder einem Taxi-Moto hat das Erkunden dabei besonders viel Spaß gemacht. Einen tollen Kunsthandwerkmarkt gab es auch gleich ums Eck: Lisy’s Art Gallery. Dort haben wir viele handgemachte Souvenirs gekauft.
Viel zu schnell verging die gemeinsame Zeit, dann packten wir auch schon unsere Materialkoffer und aktualisierten die Inventurliste in Soltec. Verabschiedet wurden wir mit einer Tanzshow der Kinder und einem selbst gemachten Armband, ein emotionaler Moment für viele von uns.
Einige Kinder kamen das erste Mal in Kontakt mit Zahnhygiene und zahnärztlicher Behandlung, die doch auch schmerzhaft und beängstigend sein kann. Wir hoffen, dass wir etwas Angst nehmen konnten und dass unser Einsatz, trotz der kurzen Dauer, auch einen langfristigen positiven Effekt auf die Patient*innen hat, die wir behandeln durften. Alles in allem hatten wir eine sehr eindrucksvolle Zeit in Antananarivo und durften viele besondere Momente miterleben. Für diese Erfahrung sind wir Planet Action e.V. sehr dankbar. Uns ist bewusst, dass der Einsatz nur einen Bruchteil von Menschen erreicht hat und dass strukturelle Probleme in Madagaskar bestehen, die wir damit nicht beheben konnten. Dennoch bleibt die Überzeugung, dass jede Maßnahme und jede Aufklärung langfristige Wirkung entfalten kann. Die Begegnungen, die wir gemacht haben, werden uns noch lange begleiten und uns die Zeit dort nie vergessen lassen.