Bericht

Am 17.02.24 reiste das Einsatzteam aus unterschiedlichen Städten in Deutschland an. Einige kamen aus Düsseldorf, andere aus Frankfurt oder Berlin. Wir hatten uns für die ersten beiden Wochen eine Ferienwohnung in der Nähe unseres ersten Projekts organisiert. Zu Beginn des Einsatzes bestand das Team aus zwei erfahrenen Zahnärztinnen, zwei Studentinnen und zwei frisch Approbierten. Nachdem wir uns im Haus etwas eingerichtet hatten, machten wir uns am nächsten Tag direkt auf den Weg zu Soltec, wo wir herzlich von Dina und ihrer Familie begrüßt wurden. An diesem Tag standen der Aufbau und die Organisation des Einsatzes im Vordergrund. Wir wühlten uns durch viele unsortierte Materialkoffer und prüften die Absaugeinheiten und den Implantatmotor. Wir hatten einen Chirurgietisch, einen Füllungstisch sowie drei Behandlungstische, an denen wir in der ersten Woche immer in Zweier-Teams arbeiteten. Dank der großartigen Unterstützung unserer beiden Zahnärztinnen Luca und Caro verlief ab dem ersten Behandlungstag alles reibungslos, und wir etablierten uns schnell als gut funktionierendes Team. Ab circa halb neun begann der Behandlungstag und endete meist gegen 12/13 Uhr. Jeden Morgen starteten wir mit einer Mundhygieneinstruktion, die meist von unseren französischsprachigen Teammitgliedern gehalten wurde. Von Soltec stand uns meist ein Übersetzer bzw. Deutschlehrer zur Seite. Jeder Patient erhielt von uns eine Zahnbürste und Zahnpasta, die wir durch Spenden gesammelt hatten. Von Füllungen über Extraktionen bis hin zu Osteotomien behandelten wir in der ersten Woche alles. Über Soltec wurde uns jeden Morgen und Mittag ein tolles Essen vom Kochkurs des Projekts vorbereitet, wofür wir nichts bezahlen mussten. Große Empfehlung! Das Essen war wirklich sehr gut. Leider lag unsere Ferienwohnung etwas weiter entfernt, weshalb wir morgens oft lange im Stau standen und viel Zeit benötigten, um zu Soltec zu gelangen. Netterweise wurden wir von Soltec immer hin- und hergefahren, was wir allerdings auch bezahlt haben. Unsere Abende ließen wir meistens mit gemeinsamem Kochen ausklingen oder am Rooftop-Pool des Nosy Manga, einem nahegelegenen Hotel. Am Wochenende machten wir noch einen kleinen Abstecher ins Zentrum von Tana, und Luca begab sich auf die Suche nach einer besseren Organisationslösung für die Materialien. Leider erfolglos...

In der zweiten Woche schlossen sich zwei neue Zahnärzte dem Team an: Leo und Nico, die beide gemeinsam in Berlin studiert hatten. Nach einem herzlichen Empfang lernte sich das Team bei einem schönen Abendessen und dem einen oder anderen Drink kennen und verstand sich auf Anhieb. Die letzten Tage bei Soltec verliefen ähnlich wie schon der Beginn des Projekts: Die Arbeit war zumeist am Vormittag erledigt, und nachdem die Mitarbeiter von Soltec behandelt worden waren, versorgten wir auch ihre Verwandtschaft zahnmedizinisch. Mehrere Reihenextraktionen, Osteotomien und Füllungen standen auf dem Tagesprogramm. Zwei der Kolleginnen zogen ihre ersten beiden Oberkiefer-Weisheitszähne. Die Patienten fühlten sich gut aufgehoben und wohl versorgt – für alle Beteiligten ein voller Erfolg. Leider musste uns Luca dann bald schon verlassen, worüber wir alle sehr traurig waren, aber wir hatten einen letzten schönen gemeinsamen Abend. Caro übernahm von da an die organisatorische Leitung und machte, ebenso wie Luca, einen sehr guten Job. In der zweiten Woche hatten wir durchschnittlich 25 Patienten pro Tag und begannen am Dienstag nach der Arbeit bereits mit einigen Vorbereitungen für die Abreise nach dem kommenden, unserem letzten Arbeitstag bei Soltec. Den Rest der Woche nutzten wir für einen Ausflug nach Andasibe, wo wir uns den Regenwald anschauten und eine geführte, nächtliche Wandertour unternahmen. Ein Teil unserer Truppe fuhr dann noch spontan für einen Tag an die Ostküste, an den Strand von Manambato. Aus der geplanten dreistündigen Autofahrt auf dem Hinweg wurden sieben Stunden im Auto und eine zu Fuß. Auf dem Rückweg am nächsten Tag blieb der Van im Matsch stecken, und wir konnten uns nur mit der Hilfe dreier sehr netter Einheimischer aus dieser Misere befreien. Auf Madagaskar wird es eben nie langweilig!

Während das Projekt bei Soltec in der Peripherie der Stadt, dem Stadtteil „Ivato“, stattfand, zogen wir für den zweiten Teil unseres Einsatzes, der ebenfalls in der Hauptstadt stattfand, näher ins Stadtzentrum. Beherbergt wurden wir von einer wundervollen Gastmutter, wenige Gehminuten von unserem Einsatzort entfernt. Unser zweiter Arbeitseinsatz fand in einer Art Schule statt, die von einer NGO namens „Manda“ gegründet wurde. Die Kinder, die im Rahmen dieses Projekts betreut werden, sollen durch das Projekt auf die Schule vorbereitet werden, um die Wahrscheinlichkeit, dass sie frühzeitig die Schule abbrechen, zu verringern. Da es auch hier mit der Arbeitserlaubnis etwas komplizierter war, durften wir am Montag vorerst nur unsere Arbeitsplätze aufbauen und am kommenden Tag mit der Arbeit beginnen. So hatten wir die Möglichkeit, die Kinder schon einmal kennenzulernen. Die rund hundert Kinder, die an diesem Tag anwesend waren, waren hellauf begeistert und vereinnahmten uns sofort komplett, um mit ihnen zu spielen und sich (vor allem mit Händen und Füßen) auszutauschen. Wir hatten sofort ein gutes Gefühl dabei und freuten uns riesig auf die kommenden Tage. Schnell zeigte sich, dass das Pensum, das wir hier täglich zu bewältigen hatten, in keinem Vergleich zu Soltec stand. Zu siebt richteten wir uns drei Arbeitsplätze in dem beengten Behandlungsraum ein, an denen wir wie im Akkord arbeiteten: Einen, an dem wir eine Absauganlage und einen Implantatmotor für die Nutzung von Winkelstücken hatten, einen Arbeitsplatz mit einer Absauganlage und einen weiteren ohne diesen Luxus. So mussten wir unsere Arbeit gut organisieren, um das enorme Pensum an (vor allem jungen) Patientinnen zu bewältigen und möglichst effizient zu gestalten. Nach den ersten ein, zwei Behandlungstagen etablierte sich ein System, nach dem wir die Patientinnen auf die unterschiedlich ausgestatteten Behandlungseinheiten verteilten. Innerhalb des Teams rotierten wir immer wieder. Zunächst behandelten wir ausschließlich die Kinder des Projekts Manda, was uns vor neue Herausforderungen im Vergleich zu der Arbeit an den Erwachsenen in der Woche davor stellte. Gerade aufgrund der Sprachbarriere hatten wir einige Schwierigkeiten, auch wenn wir hierbei glücklicherweise tatkräftige Unterstützung von einigen Dolmetschern von Manda sowie von Mascha, einer Deutschen, die dort seit einigen Jahren unterstützend mitwirkt, erhielten. Auch wenn wir die Kinder als sehr tapfer empfanden (zum überwiegenden Teil deutlich tapferer als die Kinder, die wir in Deutschland behandelt haben), bleiben Kinder am Ende des Tages Kinder, und es bedarf eines anderen Umgangs und mehr Zuwendung als bei der Behandlung von Erwachsenen. Hinzu kam, dass die meisten Kinder großen Therapiebedarf hatten. Bei vielen unserer jungen Patient*innen mussten in jungem Alter bereits bleibende Zähne extrahiert und gefüllt werden, neben zahlreichen Milchzähnen, sodass man schnell lernen musste zu priorisieren, da man schlichtweg nicht den gesamten Therapiebedarf decken konnte. So hatten wir alle Hände voll zu tun und arbeiteten täglich von ca. 8:30 bis 16:00 oder 16:30 Uhr mit einer Stunde Mittagspause, die wir gemeinsam mit dem Kollegium von Manda bei guten Gesprächen und einem liebevoll zubereiteten Essen verbrachten. Gerade in diesem Projekt hat die Präventionsarbeit einen wichtigen Stellenwert, sodass wir durch die Mundhygieneinstruktionen und das Verteilen von Zahnbürsten, Zahnpasta (und Luftballons) versuchten, die Kinder spielerisch für das Thema Zahnpflege und Mundhygiene zu sensibilisieren. Ein besonderes Highlight für alle war das Verteilen der Luftballons und das Spielen nach dem Mittagessen. Wir alle konnten ein paar unvergessliche Erinnerungen sammeln, und die Kinder hatten riesigen Spaß. Später in der Woche behandelten wir dann auch die Eltern der Kinder und die Lehrer.

In der letzten Woche waren wir dann nur noch zu fünft, und Caro war als einzige erfahrene Ärztin dabei. Da wir aber als Team nach drei Wochen Zusammenarbeit schon recht routiniert waren, behandelten wir trotzdem täglich fast so viele Patienten wie zu siebt. In dieser Woche versorgten wir täglich circa 30-40 Patienten. Am letzten Tag arbeiteten wir nur noch halbtags und begannen mit dem Abbau. Den Drucktopf stellten wir ein letztes Mal auf den Herd. Manda verabschiedete uns herzlich mit einer Zeremonie und hatte jedem Einzelnen von uns ein Abschiedsgeschenk gemacht. Und ein letztes Mal hieß es noch: Ballons für alle! Am allerletzten Tag wurden wir dann von Soltec wieder abgeholt und brachten die Koffer zurück ins Lager bei Soltec. Zum Abschluss buchten wir uns im Nosy Manga ein, bevor wir uns nach wunderschönen vier Wochen voneinander verabschiedeten. Einige flogen nach Mauritius, einer flog direkt heim, und andere reisten nach Bali oder blieben sogar auf Madagaskar.

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