Bericht
Unser Team, das im August 2018 nach Malawi reiste, bestand aus einer erfahrenen Zahnärztin Ellis, drei jungen Zahnärzten Carsten, Felix und Charlotte, der ZFA Jenny und drei Studenten Leon, Martina und Katharina. Wir hatten alle große Vorfreude auf den Einsatz und das Land. Dementsprechend bereiteten wir uns vor. Insgesamt sammelten wir 4400 Euro an Geldspenden und zahlreichen Sachspenden von u.a. Komet, 3M Espe, Septodont und 7 Days.
Am Flughafen in Lilongwe angekommen, lernten wir uns das erste Mal alle gemeinsam kennen und verstanden uns auf Anhieb gut. Mit einem organisierten Fahrer ging es auch schon direkt los Richtung Lilongwe. Nachdem wir den ersten Großeinkauf im Supermarkt Shoprite hinter uns hatten, fuhren wir weiter Richtung Namitete und kamen schließlich beim St. Gabriels Hospital in unserem Gästehaus an.
Die ersten beiden Tage verbrachten wir damit uns und die Umgebung kennenzulernen. Wir besuchten den nahegelegenen Markt in Namitondo und schauten uns die Klinik an. Sogar bei einem Fußballspiel konnten wir gleich am ersten Tag zuschauen. Wir waren alle überrascht von dem guten Zustand und der Ausstattung des Zitha Houses, wo wir zusammen mit zwei weiteren deutschen Ärzten, Ludwig und Kathrin, für die nächsten 4 Wochen wohnten.
Montags sind wir nochmal nach Lilongwe gefahren, um die Zahnärzte unter uns beim Medical Council anzumelden und die restlichen Spenden beim Depot abzuholen. Nachdem wir abends unseren Behandlungsraum nach einigem Hin und Her eingeräumt hatten, ging es am nächsten Tag auch schon los mit der Behandlung. Unsere Hauptaufgabe bestand darin, Zähne zu ziehen, da den Einheimischen Füllungen o.ä. unbekannt waren und sie dementsprechend skeptisch reagierten, wenn wir Ihnen vorschlugen den Zahn zu „reparieren“. Ihre Antwort war jedes Mal „No, no! I want Extraction!“. Das führte soweit, dass sogar Mütter mit ihren 6-jährigen Kindern kamen und jeden Zahn, der das kleinste Loch hatte, gezogen haben wollten. Natürlich haben wir das verweigert und die Kinder meistens mit Fluorid und Teddys versorgt, ehe wir sie wieder nach Hause schickten. Mithilfe weniger, aber essentieller Worte auf Chichewa, der Landessprache, haben wir versucht uns mit den Patienten zu verständigen. Dies klappte nicht immer so, wie wir wollten, weswegen wir Übersetzer zur Verfügung gestellt bekommen haben, deren Motivation jedoch teilweise zu wünschen übrig ließ. Glücklicherweise hatten wir John, ein einheimischer Angestellter, der für uns sterilisiert und auch übersetzt hat. Ohne ihn wäre das alles so nicht möglich gewesen. Abgesehen von Zahnextraktionen und Füllungen, konnten wir dank Ellis’ gespendeten Chirurgie Gerät Implantmed mit Mikromotor sogar Osteotomien durchführen. Das war uns oft eine große Hilfe, wenn der Zahn mal wieder abgebrochen ist oder ein Wurzelrest in der Alveole stecken blieb. Trotz oft schwieriger Arbeitsbedingungen waren wir alle erstaunt, wieviel doch möglich war und wie viele Patienten wir von Schmerzen befreien konnten. Zwar war die Dankbarkeit der Patienten extrem selten zu spüren, aber daran muss man sich in Afrika wohl gewöhnen. Und wenn dann doch mal ein Patient überglücklich war, weil wir ihn von seinen zwei letzten Zähnen befreit haben und er endlich wieder besser essen konnte, war das ein umso schöneres Gefühl.
An den Wochenenden haben wir meistens Ausflüge gemacht. Am ersten Wochenende z.B. haben wir den Malawi See besucht. Wunderschön! Wir wohnten in einer idyllischen Lodge direkt am Strand mit kleinem Pool. Noch mehr Urlaubsgefühle wären aufgekommen, hätten wir in dem See schwimmen können. Aber keiner von uns wollte das Risiko eingehen, mit Bilharziose nach Hause zu fliegen. Das Wasser konnten wir trotzdem während unserer Sunset Tour vom Boot aus genießen. An einem anderen Wochenende waren wir dann noch in Liwonde und haben dort im Nationalpark in der wunderschönen Bushmans Baobab Loge direkt im Park gewohnt. Von dort aus konnten wir eine Safari machen, die uns alle sehr beeindruckt hat. Noch beeindruckender als die Hippos und Elefanten vom Auto aus zu sehen, waren die Elefanten, die sich am Abend unserer Lodge näherten und uns den Eingang zum Dorm versperrten. Das war mal aufregend!
Insgesamt hat uns der Einsatz allen sehr gut gefallen! Wir konnten in den 4 Wochen extrem viel behandeln. Teilweise war es sogar frustrierend, so viele Patienten abends wegschicken zu müssen, weil wir es einfach nicht mehr geschafft haben. Aber mit insgesamt 529 Patienten, 35 Füllungen und 525 Extraktionen waren wir trotzdem ganz gut im Rennen! Es war auf jeden Fall eine sehr bereichernde, spannende und interessante Zeit für uns und wir waren uns alle einig, dass wir einen derartigen Einsatz auf jeden Fall wieder machen würden.