Bericht

Einsatzteilnehmer: Frederic Müller, Guido Oster, Michael Rumpf, Kim Schmidt, Rebekka Schneppe, Peter Simons, Mareike Wehrheim, Elena Wissmann

Zeitraum: 03.02.-04.03.2018

Als das Staatsexamen immer näher rückte, haben wir uns die Frage gestellt, wie es wohl danach weiter gehen sollte. Für uns war schnell klar, dass bevor wir uns ins Arbeitsleben oder die Doktorarbeit stürzen werden, wir noch eine Famulatur im Ausland machen möchten. Als das Reiseziel Madagaskar feststand, galt es nun Zahnärzte zu finden, die uns Frischlinge begleiten würden. So gingen Mareike und Kim einfach mal in der Kammer in Mainz vorbei und liefen zufällig Michael Rumpf über den Weg. Er war damals noch der Präsident der Kammer. Auch sein Interesse war geweckt und er sagte ganz spontan direkt zu. Für die zweite Hälfte konnten wir Guido Oster und Elena Wissmann als begleitende Zahnärzte für uns gewinnen.

Bis zum Tag der Abreise galt es aber nun noch viel vorzubereiten. Impfungen mussten gespritzt, Reisepässe erstellt und Spenden gesammelt werden. Wir sammelten 4.700 Euro Spenden und mehrere Kilo Zahnbürsten und Zahnpasten, die mit einem LKW angeliefert werden mussten. Bei Praxisauflösungen ergatterten wir eine Menge Zangen und Hebel, die dort nicht mehr gebraucht wurden.

So ging die Reise los und jeder hatte zweimal 23 kg Gepäck dabei. Mareike, Kim, Peter, Frederic und ich (Rebekka) sind eine Woche eher geflogen, um uns im Land schonmal etwas zu akklimatisieren. Wir blieben daher eine Woche in Fort Dauphin, wo wir die Sonne nach unserem deutschen Winter besonders genossen. Im Kloster Marillac in Fort Dauphin waren von der Gruppe vor uns Materialien deponiert worden, die wir einsammelten. Am Ende der Woche holten wir Michael Rumpf vom Flughafen ab und los ging unsere Reise in den Busch nach Berenty. Dort übernachteten wir auf einer Sisalfarm. Zwei Wochen lang behandelten wir dort die Arbeiter der Sisalfarm, aber auch die Menschen aus der Umgebung. Wir hatten das große Glück, dass zwei Wochen vor unserer Ankunft zwei Zahnarztstühle aus einer Praxisauflösung in Deutschland nach Berenty verschifft worden waren. Die Stühle waren zwar noch nicht angeschlossen, aber man konnte sie immerhin hoch und runterfahren. So mussten die Arbeiter nicht auf Tischen liegen und für unsere Rücken war es auch bequemer. In den ersten zwei Wochen zogen wir 784 Zähne und legten etliche Füllungen. So halfen wir die Madagassen von Zahnschmerzen zu befreien. Wir stellten fest, dass die Kiefer dort stärker waren und es daher teilweise sehr schwierig war die Zähne raus zu bekommen. Nicht selten kam es vor, dass man komplett klitschnass geschwitzt war! Zudem war die Kommunikation mit den Madagassen gar nicht so einfach, da natürlich keiner von uns Madagassisch sprach. Zum Glück hatten wir immer Übersetzer parat, denen wir dann auf Französisch mitteilen konnten, was wir dem Patienten sagen möchten. Mit Englisch kommt man in Madagaskar nämlich leider nicht sehr weit. Einige kleinere Wörter haben wir dann aber auch probiert auf Madagassisch zu lernen. Jeder Patient bekam von uns am Ende die Worte „ahiliu“ und „vita“ zuhören – Mund schließen und fertig!

Die Mittagspausen in Berenty versüßten uns die vielen unterschiedlichen Lemuren, die auf der Farm dort unter Artenschutz gehalten werden.

Nach zwei Wochen ging es dann mit Guido und Elena über kilometerweite Buckelpiste weiter nach Tsihombe. Dort wurden wir sehr nett von Nonnen in einem Kloster aufgenommen. Die Nonnen leiten dort eine Schule mit 900 Kindern und ein Internat. Hier waren unsere Behandlungsräume etwas rustikaler. Die Patienten wurden einfach auf Tische gelegt und schon ging es los. Die Temperaturen in Tsihombe erreichen auch gerne mal 38 Grad, daher war das Behandeln zeitweise sehr anstrengend. Auch hier zogen wir hauptsächlich Zähne, hatten aber verstärkt auch Kinder als Patienten bei denen wir, wenn es ging, eher Füllungen legten. Bestochen wurden die Kleinen immer mit gelben Schaumstoffbällen. An einem Tag sind wir durch die gesamte Schule gelaufen und haben Prophylaxe gemacht. Wir erklärten was Karies ist, wie man sich am besten ernährt und die Zähne putzt. Mit den ganz kleinen Kindern putzten wir dann auch zusammen die Zähne und sahen viel Behandlungsbedarf. Generell konnten wir uns sowohl in Berenty, als auch in Tsihombe vor lauter Patienten kaum retten. Wir waren das erste Team, was dort unten vor Ort war und werden daher unserer Organisation Planet action empfehlen noch weitere Teams in diese Region zu senden.

Die Wochenenden nutzten wir um Ausflüge in die Umgebung zu machen. So sahen wir das Faux Cap, eine wunderschöne Lagune in der Nähe von Berenty und den weiten Sandstrand von Lavanono.

Uns allen hat die Reise richtig gut gefallen und wir können nun alle behaupten, dass wir dieses Abenteuer so schnell nicht wieder vergessen werden. Die Dankbarkeit in den Gesichtern der Patienten, gezeigt durch ein großes breites Lächeln (in dem nun ein paar Zähne weniger waren), bestätigte uns jedes Mal, dass wir den Menschen helfen konnten.

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