Bericht

Für unser Team aus insgesamt fünf Studenten, sowie drei Zahnärzten aus Münster, Gießen, Würzburg und Kassel startete Mitte August ein großes Abenteuer. Vor uns standen insgesamt vier Wochen eines zahnärztlichen Hilfseinsatzes auf Madagaskar, davon jeweils zwei in der Hauptstadt Antananarivo (kurz „Tana“) und in Fianarantsoa (kurz „Fiana“). Die ersten beiden Wochen wurden wir von zwei Zahnärztinnen aus Kassel und Würzburg begleitet welche für die letzten zwei Wochen von einem Zahnarzt aus Gießen abgelöst wurden. Nach ca. 19 Std. Flugzeit und zwei Zwischenlandungen kamen wir erschöpft in Tana an. Auch unser Gepäck kam an, was bei den Bedingungen vor Ort nicht immer selbstverständlich ist. Da es sich um einen Langstreckenflug handelte, konnten wir pro Person 2x23kg Gepäck transportieren, was bei den Mengen an benötigtem Material auch notwendig war. Dazu muss man wissen, dass wir sämtliches Material einführen mussten, weil vor Ort nichts vorhanden war. Durch die Einreise- und Zollkontrollen kamen wir mit dem vorher beantragten Visum ohne Probleme. In der Empfangshalle wurden wir von einer Mitarbeiterin der Organisation ONG Manda empfangen, bei der wir die ersten zwei Wochen verbringen durften. Sie brachte uns zu unserer Unterkunft,  wo wir herzlich von Fansa, der Besitzerin, in Empfang genommen wurden. Sie umsorgte uns in den ersten zwei Wochen mütterlich und wir fühlten uns in der sehr gepflegten Pension, mit ihrer wunderschönen Dachterrasse, wie zuhause.

Am Montag machten wir uns direkt auf zur Organisation ONG Manda, bei welcher vornehmlich Straßenkinder und Kinder aus sehr armen Verhältnissen betreut werden. Vor Ort werden ihnen dort zwei warme Mahlzeiten, eine Dusche und das wahrscheinlich Wichtigste - eine schulische Ausbildung - geboten. Die Organisation, befand sich nur 200m von unserer Unterkunft entfernt, sodass wir jeden Morgen gegen 8.30 Uhr schnell hinüber spazierten und gegen 16 Uhr unsere Arbeit beendeten. An unserem ersten Arbeitstag schleppten wir in einer nicht unerheblichen Kraftanstrengung unser gesamtes Equipment in Taschen, Rücksäcke und Trolleys zu Manda. Die Kinder zwischen 3-16 Jahren ließen sich dieses Spektakel natürlich nicht entgehen und freuten sich über den Zuwachs aus Deutschland. Die anfänglichen Berührungsängste wurden schnell abgelegt und nach wenigen Tagen tanzten, spielten und turnten die Kinder mit uns durch die Gegend. Zu einem Ritual wurde die tägliche Zahnputzdemo, während der uns die Kinder mit großen Augen anschauten und fleißig oben und unten schrubbten. Behandelt haben wir in der kleinen Krankenstation der Organisation und in einem der Klassenzimmer, da gerade Ferien waren. Nach ca. einer Woche waren alle Kinder durchbehandelt, weswegen es in der zweiten Woche ins Gesundheitsamt von Antananarivo ging. Mit Taxis durchquerten wir die halbe Stadt, um dann vor Ort Kinder, die in anderen Einrichtungen von ONG Manda untergebracht waren, und deren Eltern zu behandeln. Behandelt wurde mit einfachsten Mitteln. Da wir in den ersten Wochen  keine Absaugung hatten, wurde die Blutstillung mit Wattetupfern und Kompressen betrieben und Karies exkavierten wir mit kleinen tragbaren Motoren. Bei den meisten Kindern konnten wir sehr viele Zähne durch Füllungen erhalten, was bei den Erwachsenen schon ganz anders aussah. Bei ihnen lag das Hauptaugenmerk auf der Schmerzlinderung und damit auf der Extraktion nicht erhaltungswürdiger Zähne, sodass die einleitende Frage schnell ''Salama, marary nify? Ambony/ ambany?'' ( = Hallo, Zahnschmerzen? Oben/ unten?) wurde. An unserem letzten Arbeitstag organisierten die Mitarbeiter von ONG Manda eine Abschiedsparty für uns, wo sich die Kinder mit selbst gemalten Bildern bei uns bedankten und danach ausgiebig mit uns getanzt wurde – wie so häufig in Madagaskar.

Nach diesen ersten lehrreichen Wochen in Tana, ging es für uns weiter nach Fianarantsoa. In der etwas kleineren Stadt mit etwa 200.000 Einwohnern, lebten wir direkt auf dem Grundstück der Einrichtung ''Ambalakilonga'' der italienischen Hilfsorganisation Fondazione Exodus. Wie zuvor in Antananarivo, haben es auch hier die Betreuer zu ihrer Aufgabe gemacht, Jungen im Alter von 12-18 Jahren eine Perspektive durch Schulbildung zu ermöglichen. Wir lebten und arbeiteten auf dem Gelände, welches etwas außerhalb der Stadt lag. Zunächst wurden wieder die Kinder aus der Organisation behandelt, danach wurden Listen angefertigt, in die sich die behandlungswilligen Menschen aus der Stadt eintragen konnten. In den letzten beiden Wochen verdoppelte sich die Anzahl der Patienten, was nicht zuletzt an den verlängerten Arbeitszeiten lag. Bis zum Einbruch der Dunkelheit behandelten wir und vor dem Tor warteten die Menschen teilweise einen ganzen Tag. Die sprachliche Verständigung war teilweise schwierig, da nicht alle ausreichend gutes Französisch sprachen. Leider sprechen auch nur ca. 20-30% der Madagassen Französisch, weswegen wir uns immer mehr madagassische Begriffe aneigneten, um uns die Behandlung zu erleichtern. Grundsätzlich wurde man mit der Sprachbarriere jedoch nie allein gelassen. Es fand sich immer jemand, der bereitwillig und gerne übersetzte.

Da es sowohl in der Hauptstadt, als auch in Fiana auf den Straßen unsicher wurde, sobald die Sonne unterging, verbrachten wir die meisten Abende in unserer Unterkunft. Aufgrund dieser Tatsache und der oft sehr langen Arbeitszeiten, beschränkten sich unsere Ausflüge und die damit verbundene Erkundung des Landes auf die Wochenenden. Wir besuchten den Nationalpark Andasibe und Ranomafana, einen der letzten intakten Bergnebelwälder der Erde. Während unserer Wanderungen in den Wäldern, bestand die Hauptaufgabe darin, die kleinen flauschigen Tierchen zu finden, die auf der Insel endemisch sind: Lemuren. Für das perfekte Foto stürzten wir uns auch waghalsig so manchen Abhang hinunter, sodass es uns tatsächlich gelang, sogar mehrere unterschiedliche Arten von ihnen aus mehr oder weniger kurzen Distanzen zu beobachten. Ein weiteres Ausflugsziel stellte der Lac Itasy dar, in dem hübschen Dörfchen Ampefy, von wo aus wir unter anderem eine abenteuerliche Mountainbiketour zu den Lily-Wasserfällen machten. Insgesamt bietet Madagaskar landschaftlich unheimlich viel. Gerne hätten wir das Land noch intensiver erkundet, was leider zeitlich nicht machbar war. Außerdem muss man wissen, dass das Straßennetz sehr schlecht ausgebaut ist, sodass man für 400km mindestens zehn Stunden Autofahrt einplanen muss. Trotz der teilweise extremen Armut - 70% der Bevölkerung lebt von weniger als einem Dollar pro Tag - und aller Widrigkeiten der Infrastruktur, Krankheiten, Kriminalität, etc. haben wir das Land und besonders seine herzensguten Bewohner sehr zu schätzen gelernt und kommen sehr gerne wieder.

Flüge

von FFM sind meist die günstigsten Flüge verfügbar
FFM > Amsterdam > Nairobi > Antananarivo oder FFM > Paris > Antananarivo (etwas teurer)
die Flugkosten belaufen sich auf ca. 800-1000 Euro
lange Flugzeiten von ca. 19 Std.
Air Kenya und Air France bieten 2x23Kg Gepäck an

Wetter / Kleidung

In unserem Sommer ist in Madagaskar Winter, daher ist ein dicker Pullover nicht verkehrt und auch eine dünne Regenjacke schadet nicht
Temperaturen zwischen 18-25 Grad, nachts ca. 10 Grad (in anderen Landesteilen jedoch teilweise deutlich anderes Klima!)

Kosten

Flugkosten ca. 800-1000 Euro
Übernachtung Unterkunft 1: 20 Euro pro Nacht (Doppelzimmer) + 8 Euro pro Abendessen
Übernachtung Unterkunft 2: 70 Euro für zwei Wochen
Lebensmittel in Supermärkten sind zum Teil teurer als in Deutschland, frisches Obst und Gemüse kann man jedoch für wenig Geld an Straßenständen kaufen
Essen gehen: da kommt es natürlich auf das Restaurant an, in einem durchschnittlichen Restaurant liegt das Hauptgericht bei 4-6 Euro
Eine Taxifahrt innerhalb der Stadt ca. 3 Euro, liegt an den vergleichsweise hohen Spritpreisen

Sonstiges:

Französischkenntnisse sind hilfreich. Impfungen wichtig!

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