Bericht

Für uns alle stand schon lange fest, dass wir einen Auslandseinsatz machen wollten. Kennengelernt haben sich die meisten von uns aber erst durch die Kontaktvermittlung über Planet Action - Helfende Hände e.V.

Über den schon lange in Madagaskar lebenden Klaus Heimer kamen wir in Kontakt mit Professor Raphael, der Bürgermeister von unserem Einsatzort Andina ist. Die Gemeinde besteht aus 18 Ortsteilen und liegt 25 km südwestlich von Ambusitra. Dort befindet sich das Hotel Sokela von Professor Rafael, in dem wir netterweise zu speziellen Konditionen unterkommen konnten.

Unser erstes Treffen fand schon vorab zum Zahnärztetag 2017 in Frankfurt statt, um sich kennenzulernen und erste Einzelheiten in der Gruppe zu besprechen. Nachdem wir Flug, Visum und Spenden organisiert hatten, stieg die Vorfreude immer weiter an. Zwei von uns bereisten die Insel bereits vor dem Einsatz, und so trafen wir über einen Umweg zu einem fast gleichnamigen Hotel, alle am Abend des 4. März in unserer Unterkunft ein. Nach einem gemeinsamen Abendessen mit unserem Gastgeber gingen wir früh schlafen, da die Abfahrtszeit bereits auf 6:30 Uhr festgelegt wurde. Am nächsten Morgen ging es dann los. 1,5 Stunden fuhren wir über eine holprige Buckelpiste, in einem Auto, das normalerweise für maximal fünf Personen ausgelegt ist, mit 9 Personen inklusive unseres Fahrers Fabrice, der Übersetzerin Henintsoa und unserer fabelhaften Köchin Madame Olga, Richtung Andina. Der Zyklon, der am Tag zuvor über die Insel fegte, verwandelte die Buckelpiste in eine abenteuerliche Achterbahn, was einigen unserer Teammitglieder ganz schön auf den Magen schlug. Auch unsere Kalotte stieß des Öfteren gegen die Fensterscheibe des Geländewagens.

In der Krankenstation angekommen machten wir uns vorerst mit den Räumlichkeiten und unserem Material vertraut. Leider mussten wir noch einige Tage auf die mobile Einheit warten, die Professor Rafael mit seinem Chauffeur aus Tana schnellstmöglich nachschickte. Es wurden uns zwei Räume zur Verfügung gestellt, ein Lager- und Sterilisationsraum und ein Behandlungsraum. Unsere Behandlungseinheiten bestanden aus einem einfachen Holztisch mit Plastikplane und einer Nierenschale. Strom und fließendes Wasser gab es nicht, was auch die Toilettengänge auf dem örtlichen Plumpsklo zu einem Erlebnis machte, weshalb wir häufiger in die Botanik auswichen.

Nachdem wir unseren Behandlungsraum eingerichtet hatten, folgte wie auch an jedem weiteren Tag, zunächst die allmorgendliche Gruppenprophylaxe. Dank unserer stets bemühten Übersetzerin konnten wir den Patienten erst einen kleinen Vortrag über Zahngesundheit halten, es folgte die Mundhygieneinstruktion und zu guter Letzt putzten wir alle gemeinsam die Zähne.

Nicht selten kam es uns vor, als ob die Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben eine Zahnbürste in der Hand hielten. Schnell fanden wir an diesem morgendlichen Ritual gefallen. Im Anschluss ging es wie immer direkt mit den Behandlungen los. Je höher die Sonne stieg, desto wärmer wurde es in unserem kleinen Behandlungsraum und wir freuten uns auf unsere wohlverdiente Mittagspause im nicht weit entfernten Haus von Professor Rafael. Madame Olga zauberte jedem von uns mit einfachsten Mitteln ein leckeres Mittagsessen. Nach der circa einstündigen Erholungspause gingen wir gestärkt in den Nachmittag. Bereits am ersten Abend verzeichneten wir über 100 Extraktionen und fielen dementsprechend erschöpft in unsere Betten. Das Arbeitspensum wurde jedoch in den nächsten Wochen nicht weniger. An Tagen mit zu hohem Andrang, mussten wir teilweise Patienten auf den kommenden Tag vertrösten.

Die Behandlungstherapien beliefen sich meist auf Extraktionen (1932) und nur einige wenige Füllungen, die leider bereits nach 2 Wochen hinfällig wurden, da unsere mobile Einheit den Geist aufgab. Osteotomien improvisierten wir mittels Mikromotor und manueller Wasserkühlung. Erfreulicherweise ertrugen die Patienten, im Gegensatz zu jenen in Deutschland, auch mehrstündige Behandlungen und intensive Eingriffe anstandslos.

Die Wochenenden verbrachten wir in Ausflugszielen (Ranomafana 3,5h, Ambalavao 4h, Antsirabe 1,5h) bei deren Planung und Professor Raphael stets hilfsbereit zur Seite stand.

Abschließend lässt sich sagen, dass wir vielen Menschen helfen konnten, jedoch auch in der Zukunft noch einiges an zahnmedizinischer Hilfe von Nöten ist. Neben unseren sehr schönen Erfahrungen hier, fällt auf, dass das Klassendenken zwischen Weiß und Schwarz noch stark in den Köpfen verankert ist. Zum einen freuen sich die Kinder über alle Maßen, wenn Sie einen Weißen sehen, zum anderen wird ein Weißer automatisch als reich angesehen. So wurden wir leider von Menschen, denen wir vertrauten schwer enttäuscht, als wir entdeckten, dass Geld in einem Portemonnaie fehlte. Unsere Hilfe wurde häufiger als Geste der Selbstverständlichkeit betrachtet. Beispielsweise hörten wir das Wort "Misaotna"(deutsch Danke) nur selten, freuten uns dadurch aber umso mehr, wenn wir es vernahmen.

Auch wenn nicht immer alles glatt lief, werden wir uns sicher noch lange an unseren Einsatz erinnern, denn die Erfahrung war es definitiv wert.

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